Kreiert von Midjourney mit dem Prompt "Fifth graders learning about digital literacy in school, popart".

Einführung

Social Media sind für gesellschaftliche und politische Prozesse äußerst relevant. Als digitale Plattformen des Austauschs und der Zirkulation von Information sind sie Orte des informellen Lehrens und Lernens.

Neben den klassischen Kulturtechniken des Lesens und Schreibens bildet sich hier eine digitale Literalität heraus, die für die Möglichkeiten der medialen Teilhabe in Kultur und Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist. Teil dieser digitalen Kompetenz ist es zudem, Risiken der digitalen Kommunikation zu erkennen und zu reflektieren.

Eine fundierte Auseinandersetzung mit Social Media ist deshalb für die Medienbildung an Schulen dringend erforderlich. Der Deutschunterricht mit seinen Kernkompetenzen des Lesens und Schreibens ist ein prädestinierter Ort, um diese Kompetenzen mit der Analyse und Reflexion von Medien zu verknüpfen, wie dies der baden-württembergische Bildungsplan für das Gymnasium vorsieht.

Diese Lehrplattform will neue Formen der Literalität im Umgang mit sozialen Medien in Lehrkonzepten für den Deutschunterricht erschließen. In neun Fallstudien bekommen (angehende) Deutschlehrer:innen einen Einblick in zentrale Themenfelder von Social Media und erhalten Anregungen für Unterrichtsmodelle in unterschiedlichen Klassenstufen an Gymnasien und Beruflichen Schulen. Die Plattform dient der medienwissenschaftlichen wie fachdidaktischen Weiterbildung der Lehrkräfte, Teile davon können aber auch direkt im Unterricht eingesetzt werden.

Fachliche und didaktische Einbettung

Im Fach Deutsch kommt der Vermittlung von Social Media Literacy eine herausragende Rolle zu, weil, im Sinne eines erweiterten Textbegriffs, Literalität hier in ihren sprachlichen, literarischen und medialen Facetten adressiert und als digitale Transformation von Kulturtechniken beobachtet werden kann.

Die vermittelten Kenntnisse zu Social Media Literacy sollen Schüler:innen befähigen, einen entscheidenden Aspekt der digitalen Transformation ausgehend von ihrem eigenen Umgang mit digitalen Medien, kritisch nachzuvollziehen: die Veränderung der sozialen Interkation durch digitale Plattformen.

Dies beinhaltet im Sinne des integrativen Deutschunterrichts unter anderem einen adressatenorientierten und situationsangemessenen Sprachgebrauch, ein Bewusstsein für Formen der Inszenierung und Manipulation, aber auch die Partizipation am kulturellen Leben der Gegenwart, etwa im Hinblick auf die Rezeption und Analyse von literaturbezogenen Diskursen.

Zentrale Kompetenzen des Bildungsplans (Gymnasium Baden-Württemberg 2016) für das Fach Deutsch können auf diesem Wege geschult werden. Neben die Analyse und Problematisierung von Medien tritt die Auseinandersetzung mit Sprachgebrauch und Sprachreflexion sowie mit literarischen Texten sowie Sach- und Gebrauchstexten.

Lehr- und Forschungshintergrund

Maßgeblich unterstützt durch das Förderprogramm „Freiräume für die digitale Lehrerinnen- und Lehrerbildung“ der Binational School of Education (BiSE) an der Universität Konstanz entstand im Wintersemester 2021/22 das Projekt „Social Media Literacy als Lehrkonzept des Deutschunterrichts”, unter der Leitung von Isabell Otto (Medienwissenschaft) und Christian Heigel (Fachdidaktik Deutsch), gemeinsam mit Maren Kraemer (wissenschaftliche Mitarbeiterin) und Katrin Reutter (studentische Hilfskraft). In diesem Rahmen wurde die Grundkonzeption für die vorliegende Lehrplattform sowie für ein Projektseminar entwickelt.

Im Sommersemester 2022 hat im Bereich Fachdidaktik Deutsch dieses Seminar unter dem Titel „Social Media im kompetenzorientierten Deutschunterricht“ stattgefunden (durchgeführt von Christian Heigel, Maren Kraemer, Katrin Reutter und Isabell Otto). Die hier präsentierte Lehrplattform ist in diesem Seminar von den Studierenden inhaltlich und didaktisch maßgeblich weiterentwickelt worden. Ihnen sei an dieser Stelle für ihre in jeder Hinsicht inspirierende Arbeit und ihr großes Engagement gedankt.

Ausgangspunkt der medienwissenschaftlichen und didaktischen Beschäftigung mit sozialen Medien war das Forschungsprojekt „Dynamiken sozialer Schließung in Social Media-Plattformen“ im Konstanzer Teil des Forschungsinstituts gesellschaftlicher Zusammenhalt. Hier wurden Vorarbeiten für ein Blended Learning Tool für Lehrer*innen zum Einsatz an Schulen geleistet (Leitung: Isabell Otto, Wissenschaftliche Mitarbeitende: Anne Ganzert und Benjamin Schäfer).

In diesem Rahmen wurden im Sommersemester 2020 und im Wintersemester 2020/21 Seminare zum Thema „Social Media Literacy“ im Studiengang Literatur-Kunst-Medien an der Universität Konstanz durchgeführt, geleitet von Isabell Otto und Benjamin Schäfer in Kooperation mit Thorsten Rees, Kreismedienzentrum Konstanz.